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Piment vs. Pfefferschote!?

Ich war dort. Ich bin dieses dauergrinsende, von der Sonne bereits leicht geröstete Weißbrot auf dem Bild oben. In permanent bester Laune schon deshalb, weil mir vor dem Start unserer Bootstour ein Wunder widerfuhr: Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Crêpes mit Mango und Piment gegessen. Eine prägende, bewusstseinserweiternde Erfahrung, die sich schwer auf Deutsch beschreiben lässt, da bin ich jetzt auf Ihre Fantasie angewiesen. Denn unsere Sprache hat ihre assoziativen Grenzen schnell erreicht, wenn es um Eleganz und Charme, gerade im kulinarischen Bereich, geht.

Nehmen wir mal das Wort „Crêpe“, deutsch: Pfannkuchen – klingt schon so, wie er in der klassischen germanischen Küche auch ist, dick, schwer. Liegt wie ein Findling auf dem Magen, nicht mehr zu heben. Crêpes dagegen sind – wie die französische Sprache – leicht, zart, und in ihrer Konsistenz dünn, also schlank.



 


Dann „Piment“, phonetisch: pimã. Und hier wirds dramatisch! Kommt die italienische Übersetzung „Peperoni“ noch einigermaßen glamourös daher, so gleicht das deutsche Wort einer Kriegserklärung: Pfefferschote. Komplett unsexy. Meilenweit entfernt von etwas Erotischem, Betörendem, diese beiden Attribute sind es, die Piment ausmachen. Pfefferschoten kommen in der deutschen Geschmacks- und Wortwahrnehmung einfach nur als plakative Scharfmacher daher. Piment (seufz) dagegen schmeckt, entfaltet schon sprachlich eine subtile Erotik irgendwo links hinter dem Gaumen. Wohingegen die teutonisch-linguale Reizwäsche qua ördinärer Anmache auf ganzer Linie ihre Impotenz zu kaschieren sucht und – konsequent versagt.

Zur Verdeut(sch)lichung: Nehmen wir mal einen Ausschnitt unserer Speisenkarte: „Soupe de lentilles rouges aux crevettes“ – hier werden lecker Krustentiere von knackigen Hülsenfrüchten zärtlich umarmt. Auf Deutsch gehts gleich zielstrebig zur Sache: „Rote Linsensuppe mit Krabben“. Bumms. Aus.

Nun, übersetzen mussten wir. Und auch wenn meine Zunge französische Geschmeidigkeit schlecht ins – Pardon! – Hunnische transponieren kann, so ändert es doch nichts am lukullischen Gesamtkunstwerk, das Madame Jeannine (aka Frau Tschechne) schon im Kleinen zelebriert.

Denn: Geneigte Besteller eines der beiden „Diner à la chandelle“ – Fresserchen bei Kerzenlicht – dürfen sich auf besungene Crêpes, saisonbedingt zum Beispiel mit Erdbeeren, freuen. Frisch aus der Pfanne mit Piment (sagte jemand Pfefferschoten?) zubereitet.

Sollten Sie danach eine bewusstseinserweiternde Erfahrung gemacht haben, die leicht zur Abhängigkeit führen kann, dann wundern Sie sich bitte nicht. Gott will es.

À la prochaine fois: Bis zum nächsten Mahl!

Bernd Lohse